September 20, 2018

One Struggle, One Fight, Hambi bleibt!



Gestern waren wir zusammen mit 700 weiteren Menschen nach nur 2 Tagen der Mobilisierung in Kiel auf der Straße. Wir haben gegen die Abholzung des Hambacher Forsts und für einen raschen Kohleausstieg protestiert und klar gemacht: Kiel will, dass #hambibleibt.

Hier findet ihr die Berichterstattung zu dem Thema in den Kieler Nachrichten: http://www.kn-online.de/Kiel/Demonstration-in-Kiel-Hunderte-fordern-Braunkohleausstieg

Im Folgenden findet ihr die bei der Demo gehaltenen Redebeiträge der Mitglieder der GRÜNEN JUGEND Kiel.

Uta Boßmann, Beistzerin der GJ Kiel:

„Also ich bin wütend, traurig, enttäuscht, über das, was gerade im Hambacher Wald geschieht. Aber Ich bin auch motiviert, wenn ich sehe, wie viele heute gekommen sind. Kohle ist Klimakiller Nummer 1 und der Hambi ist ein schützenswerter seltener werdender Naturraum und darf auf keinen Fall den Kohlebaggern weichen!

Zusätzlich dazu sind die Baumhausdöfer ein wunderschönes, bewegendes Beispiel, wie sich Menschen kleine Inseln der Utopie schaffen und dort friedlich in Harmonie mit dem Wald sich RWE entgegensetzten.

Der rabiate Umgang mit den Baumhausbewohner*innen zeigt besonders stark das fehlende Verständnis in unserer Gesellschaft für alternative Lebensmodelle.

Antikapitalismus und alternative, hierarchiefreie Lebensentwürfe werden als Ökoterrorismus bezeichnet. Linksautonom wird als Schimpfwort genutzt und behandelt als wäre dessen oft friedlicher Wiederstand gegen ein offensichtlich gestörtes System eine größere Gefahr für unsere Gesellschaft als Rassisten Faschisten und rechte Hooligans.

In Flensburg wurde 2016 die Luftschlossfabrik, ebenso ein alternatives Wohn- und Kulturprojekt an der Harniskaispitze, gewaltsam geräumt. Seitdem liegt das Gelände brach.

Auch in Schleswig-Holstein gibt es solche kreativen Wohn- und Kulturinitativen, zum Beispiel versucht die Kieler Wagengruppe Schlagloch seit Ewigkeiten einen dauerhaften Standort und jetzt aktuell einen Standort für den Winter zu finden. Sie nehmen brach liegende Flächen ein und machen somit auf Leerstand und fehlenden Wohnraum aufmerksam.

Dabei zeigt das Beispiel der Alten Mu, dass auch besetzte Gebäude mit genügend Beharrlichkeit und der richtigen Politik zu blühenden alternativen Zentren werden können in denen sich sogar neue Unternehmen ansiedeln.  

Und wenn man sich ansieht was für großartige Baumhausdörfer dort komplett aus Eigeninitiative errichtet wurden, wird einem bewusst, wie viel Potential für unsere Gesellschaft dort für den Kampf gegen RWE und den Klimawandel Einsatz finden.

Also ich bin es wirklich leid, dass die verschiedenen Landesregierungen aber auch die Bundesregierung die vielen Proteste der Bürger*innen ignoriert. Egal ob die über 4000 Menschen beim Waldspaziergang am letzten Sonntag oder 16.000 Menschen bei Seebrücke in Hamburg…
Wir gehen verdammt nochmal nicht wegen nichts auf die Straße! Nein, es besteht Handlungsbedarf JETZT! Wir müssen die Energiewende jetzt beginnen. Wir müssen uns jetzt gegen unverhältnismäßige Polizeigewalt und Einschränkung der Pressefreiheit wehren.

Und dass momentan die Kacke wirklich am Dampfen ist, sieht man schon allein daran, dass selbst die unpolitischsten Menschen in meiner Facebook Liste auf einmal anfangen, Bilder zu teilen, die den Erhalt des Hambacher Forst fordern und sich politisch äußern.

Wahrscheinlich steigt das Bewusstsein, dass eine bessere Zukunft nur jetzt begonnen werden kann… und wir müssen auch jetzt handeln, sonst haben wir keine Zukunft mehr.

Wie auch immer, das Thema ist in der breiten Bevölkerung angekommen und jetzt liegt es an uns allen, dass aus dem Teilen von Bildern und der theoretischen Unterstützung auch echte Solidarität wächst.

Seid laut, wechselt zu Öko- Strom, und vor allem, Fahrt in den Wald, am 6. Oktober zur großen Demo oder Ende Oktober zu Ende Gelände.

JETZT KOMMEN WIR!“

Jakob, Beisitzer der GJ Kiel in seiner Funktion für Ende Gelände Kiel:

„Petitionen, Briefe, Einsatz gegenüber Kolleg*innen, Freund*innen und große Demonstrationen können die Welt ändern. Dies geschieht auch auf diese Weise in einer Demokratie, aber manchmal auch zu spät, denn sofort kann Unrecht nicht durch einen langsamen Wandel abgewendet werden. Manchmal ist es nötig direkt Widerstand und Ungehorsam zu leisten. Denn frei nach Hanna Ahrendt: Niemand hat das Recht bei Unrecht Gehorsam zu sein.

Deshalb ist es eine Möglichkeit zivilen Ungehorsam zu leisten. Auch im Bereich Braunkohle und Schutz des Hambacher Forstes. Dies gibt es sogar in organisierter Form.

Es gibt Menschen, die zu hunderten in den Hambacher Forst gehen um sich deeskalativ den illegitimen Räumungen der Besetzung entgegenzustellen und ein Moratorium zu erreichen. Wenn es tausende wären wäre eine Räumungen schlicht unmöglich.

Dafür gibt es auch organisierte Daten. Ende Gelände zieht dafür am 6.10. in einer Massenhaften Aktion zivilen Ungehorsams in den Hambacher Forst. Eine noch größere Aktion zivilen Ungehorsams wird es am letzten Oktober Wochenende geben. Hier möchte Ende Gelände mit tausenden Menschen Braunkohle Infrastruktur um den Hambacher Forst herum blockieren und einen stopp der Klimakiller Kohle Förderung erreichen. Hierfür wird es auch organisierte Busse von Kiel aus geben.“

Luca Brunsch, GJ Kiel in seiner Funktion für das Klimabewegungsnetzwerk Kiel

„Moin Kiel!

Wunderbar, dass ihr so zahlreich gekommen seid!

Ich bin Luca vom Klimabewegungsnetzwerk Kiel und ich freue mich riesig, dass so viele tolle Menschen für den Hambacher Forst und einen schnellen Kohleausstieg demonstrieren!

Wir als Gesellschaft, wir haben ein Problem. Weil wir nicht mehr für unsere Kinder leben, und für unsere Kindeskinder, und für unserer Kindeskinder Kinder – sondern nur noch für das Hier und Heute. Und im Hier und Heute klauen wir den Menschen, die nach uns kommen die Zukunft. Ja wir klauen sogar schon unserer Generation die Zukunft!

Jede Woche redet diese Republik sich die Köpfe heiß, über Geflüchtete, über Flucht und Integration. Aber wer redet darüber, was zu tun ist, damit Menschen gar nicht erst fliehen müssen? Institutionen des Establishments wie die Weltbank oder die UN – nicht Greenpeace – gehen inzwischen von 200 Millionen Klimaflüchtlingen in den nächsten 30 Jahren aus. Um das zu verhindern, müssen wir die Pariser Klimaziele einhalten: deutlich unter 2 Grad bleiben, möglichst unter 1,5. Wenn es so weitergeht, wie bisher, werden wir 1,5 Grad in sechseinhalb Jahren überschreiten und die Inselstaaten sind zum Untergang verdammt. Extremdürren wie direkt vor dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs werden häufiger, und auch die Kriege werden häufiger. Jedes einzelne Kohlekraftwerk ist eine Fluchtursache!

Auch deshalb sagen wir Hier und Heute: der Hambi bleibt! Und wenn die Kohlekraftwerke nicht bis aller, aller, allerspätestens 2030 abgeschaltet werden, am Besten sofort abgeschaltet werden, dann werden wir weiter kämpfen, egal was die Kohlekommission oder irgendwelche anderen Gremien beschließen.

Und auch wenn die Bundesregierung weiter ihre Klimaziele bricht, wenn selbst in Schleswig-Holstein und Kiel die Klimaziele noch nicht an den Pariser Klimavertrag angepasst wurden, dann dürfen wir nicht schweigen.

Wenn immer mehr Stellen bei der Windkraft abgebaut werden, weil eine ganz große Koalition von Gegenwind über die GroKo bis zu AfD und FDP nach Solar noch eine grüne Zukunftsbranche aus Deutschland vertreibt, indem sie die Energiewende deckelt und bremst, dann dürfen wir nicht schweigen.

Wenn die GroKo Schleswig-Holstein nicht mal erlaubt, bei gutem Wind Wasserstoff zu machen, nur um sagen zu können, es gäbe zu viel Windstrom, dann dürfen wir nicht länger schweigen.

Was in Berlin vorrangig zählt, was in den Konzernetagen und an den Aktienmärkten dieser Welt alleine zählt, ist Wachstum, Wachstum, Wachstum. Es sei denn, die Menschen, wir, du und ich, machen ihnen die Hölle heiß. Lasst uns ihnen die Hölle heiß machen, ehe unser Planet zur Hitzehölle wird!

Deshalb: Kohleausstieg2030 und Hambi Bleibt!“



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