Dezember 21, 2018

Fridays for Future



Diese wie die letzte Woche sind wir für eine ökologischere Politik mit hunderten Schüler*innen und Studierenden auf die Straße gegangen.

Letzte Woche stand bei unserem Bildungsstreik unter anderem Karin Prien vor uns und durfte sich unserer Kritik aussetzen:

In dieser Woche waren wieder hunderte Menschen bei einer Demonstration vom Landtag zum Rathaus dabei.


Wir freuen uns unglaublich, dass so viele Menschen heute hier gekommen sind.

Letzte Woche wurde schon die COP24 beendet. Es gibt zwar eine Einigung zwischen den Staaten aber auf ein viel zu lasches Klimaregelwerk. Man hat fast das Gefühl, dass die Politiker*innen mit dem Ende der COP ihr Soll zum Klimaschutz erfüllt sehen und sich jetzt ein Jahr bis zur nächsten COP zurücklehnen. Aber wir müssen jetzt handeln und nur weil Ferien sind, heißt es nicht, dass wir nicht mehr streiken oder demonstrieren. Der Klimawandel macht nämlich keine Ferien und wir streiken, bis ihr handelt!

Denn, um Greta zu zitieren: ‘Wenn ein paar Schüler*innen auf der Welt so viel Aufmerksamkeit erregen können, stellt euch vor, was wir alle gemeinsam erreichen könnten, wenn wir es wirklich wollen.’ Wir wollen es! Deswegen stehen wir wieder heute hier und demonstrieren wieder für mehr Klimaschutz. Der finnische Wissenschaftler Christian Breyer hat gesagt: Die Energiewende ist nicht länger eine Frage von technologischer Umsetzbarkeit oder wirtschaftlicher Rentabilität, sondern eine Frage des politischen Willens.

Die Weihnachtszeit ist auch eine Zeit der Besinnlichkeit. Man genießt nicht nur die Tage mit der Familie, sondern wird auch nachdenklich. Nachdenklich über all das Leid auf der Welt; die Menschen, die Weihnachten nicht so schön verbringen können; die Menschen, die Weihnachten alleine sind. Viele spenden an Hilfsorganisationen, schenken Essen bei der Tafel aus und versuchen auf Krampf etwas Gutes zu tun aber etwas Gutes für das Klima zu tun kommt für fast niemanden infrage. Denn Klimaschutz ist für viele zwar wichtig, aber nur solange er nicht in ihr eigenes Leben eingreift und sie irgendwelche Abstriche machen müssen. Sehr wenige wollen auf Geschenkpapier oder ihre Weihnachtsgans verzichten und schon gar nicht auf den Tannenbaum. Fast 30 Millionen Tannenbäume werden jährlich in Deutschland verkauft und die Tendenz ist steigend. 30 Millionen werden gefällt, geschmückt und weggeschmissen. 30 Millionen Bäume werden gefällt für höchstens 30 Tage Freude. Wir müssen unseren Konsum senken und nachhaltiger gestalten. Wir alle! Vom Reduzieren von Weihnachtsgeschenken, über vegane Ernährung, bis hin zum Kohleausstieg.

In drei Tagen ist Weihnachten. Kaum jemand verschwendet einen Gedanken an den Klimaschutz. Ich will euch etwas sagen, ähnlich wie es Greta getan hat. Im Jahr 2074 werde ich mein 75stes Weihnachtsfest feiern. Vielleicht werden meine Kinder diesen Tag mit mir verbringen. Vielleicht werden sie mir Fragen über euch stellen, über die Politiker*innen. Vielleicht werden sie fragen, warum wir nichts getan haben, während es noch Zeit gab zu handeln. Ihr sagt, ihr liebt eure Kinder über alles, überhäuft sie mit Geschenken, um eure Liebe zu zeigen, aber stehlt ihre Zukunft vor ihren Augen. Weil ich eigentlich alles habe, wünsche ich mir dieses Mal etwas gemeinnütziges zu Weihnachten, zum Beispiel einen schnellen Kohleausstieg und zwar nicht erst, wenn überhaupt so 2030.

Ich wünsche mir zu Weihnachten die Anpassung der Schleswig-Holsteinischen Klimapolitik und des Masterplans der Stadt Kiel an das Pariser Klimaabkommen.

Ich wünsche mir, dass uns und allen nachkommenden Generationen auf der ganzen Welt eine Zukunft geboten werden kann.

Und ich wünsche mir noch, dass mehr Bewusstsein für den Klimawandel geschaffen wird, damit jede*r etwas ändern kann und muss, denn es ist unsere Zukunft.

Als letztes wünschen wir uns, dass wir und unsere Anliegen endlich ernst genommen werden.

Moin Kiel,

wunderschön, dass so viele von euch gekommen sind. Ihr habt es allen Spöttern da draußen, die so getan haben, als ginge es euch nur ums Schule-Schwänzen, so richtig gezeigt!
Zurzeit berät in Berlin die Kohlekommission darüber, bis wann wir aus der Kohle aussteigen sollen. Und wir wissen schon jetzt: was auch dabei herauskommt, es wird zu wenig sein! Das zeigt schon die Tatsache, wer da eigentlich mit am Tisch sitzt, und wer nicht. Mit dabei sind Kohleunternehmer, Kohlegewerkschaften, die Ministerpräsidenten der Kohleländer. Aber es gibt keinen einzigen Vertreter der jüngeren Generation, die der Klimawandel doch am Meisten betrifft!
Deshalb werden  wir im Januar wieder vor dem Landtag streiken, und zwar jeden Freitag im Januar, bis die Kohlekommission am 1.2. ihre Entscheidung trifft. Und ganz besonders wollen wir für den 18. mobilisieren – bringt eure Freunde und Klassenkameraden mit und dann zeigen wir der Politik, wo der Hammer hängt!
Aber wir sind nicht nur wegen der Kohlekommission hier! Wir stehen hier vor dem Rathaus der Stadt Kiel, der sogenannten „Klimaschutzstadt Kiel“. Wie ihr von den Rednern vor mir schon gehört habt, reichen die Klimaschutzziele der Stadt nicht für die Ziele des Pariser Klimavertrags. „Bis 2050 klimaneutral“ – das reicht nicht für „deutlich unter 2 Grad, möglichst 1,5 Grad“. Das reicht vielleicht für 2 Grad, und das auch nur, wenn wir so tun, als müssten arme Länder wie der Tschad genauso viel reduzieren wie wir, als könnten wir uns darauf verlassen, dass Öldiktaturen wie Saudi-Arabien oder Russland genauso viel reduzieren wie wir! Aber das ist Unfug, und deshalb ist es das Allermindeste, dass die Stadt Kiel bis 2040 klimaneutral wird, wenn Sie sich weiter mit dem schicken Titel „Klimaschutzstadt“ brüsten möchte!
Und auch bei den konkreten Maßnahmen ist es nicht so, dass alles gut läuft. Warum haben wir keine Solarthermie oder Power-to-Heat-Anlagen, die ins städtische Wärmenetz einspeisen? Bei wem, von euch ist auf dem Schuldach eine Photovoltaik oder Solarthermieanlage? Aha, nicht so viele! Warum? Wie kann das sein, dass sich Klimaschutzmaßnahmen, die sogar Geld einbringen, auf den eigenen Gebäuden der Stadt nicht konsequent und überall umgesetzt werden? Wie kann es sein, dass die Stadt für die nächsten 20-30 Jahre Hybridfähren kauft, statt klimaneutralen Batterie- oder Wasserstofffähren? Wie kann es sein, dass die Stadt sogar das noch viel klimaschädlichere Flüssiggas im Schiffsverkehr verbreiten will, sowohl bei den Fähren, als auch für die großen Schiffe im Kieler Hafen? Soll hier in Kiel demnächst Frackinggas verbrannt werden? Die Liste ließe sich noch endlos weiterführen. Auf eine Sache möchte ich aber noch besonders aufmerksam machen. Wenn der Rat über Stadtentwicklung redet, dann geht es oft um das Zentrum, um die Innenstadt, um Wirtschaftsförderung. Selten nur geht es um finanziell schwache Stadtteile wie Gaarden oder Mettenhof. Die soziale Frage und der Klimaschutz gehören aber zusammen! Wenn wir Energiewende machen, wenn wir den Klimaschutz voranbringen, dann kostet das Geld. Und wenn wir die Lasten nicht gerecht verteilen, dann werden wir Leute verlieren. Die sagen sich dann: in den letzten 20 Jahren ist mein Lohn nicht gewachsen und jetzt kommen diese Ökos und wollen mir auch noch ans Geld! Die alte Lösung, dass der Kuchen einfach schnell genug wachsen soll, und dann muss man auch nicht gerecht verteilen, weil schon jeder genug dazu bekommt, die funktioniert irgendwann nicht mehr. Es gibt kein unendliches Wachstum auf einem endlichen Planeten! Und irgendwann werden wir das ganz bitter zu spüren bekommen, ich habe das Gefühl, jetzt fängt das mit der Klimakrise gerade richtig an. Und dabei ist es ja auch nicht so, dass die kleinen Leute die Hauptschuld am Klimawandel tragen. Die reichsten 10% der Menschheit verursachen die Hälfte der Treibhausgasemissionen und die ärmere Hälfte der Menschheit nur 10% der Treibhausgasemissionen! Und wen trifft der Klimawandel am härtesten? Genau, arme Leute, nicht die Reichen! Deshalb ist unser Kampf für mehr Klimaschutz auch ein Kampf für mehr Gerechtigkeit, es ist ein Kampf für Klimagerechtigkeit!

What do we want? Climate Justice! When do we want it? Now! Ich danke euch!


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