März 24, 2021

Enttäuschung über die Tarifvertragsabsage – Die Caritas macht sich unglaubwürdig



Die Grüne Jugend Kiel kommentiert die Haltung der Caritas zu den bundesweiten Tarifverträgen in der Altenpflege.
Seit Monaten wird über die Situation der Altenpflege in Deutschland diskutiert. Nun sollten bundesweite Tarifverträge für 1,2 Millionen Pfleger*innen kommen. Doch der katholische Arbeitgeber Caritas lehnte die Verträge ab aus Sorge, damit den Sonderweg für
Kirchen im Arbeitsrecht zu beeinträchtigen.
Hierzu kommentiert Nelly Waldeck, Sprecherin der Grünen Jugend Kiel:
“Mit den Tarifverträgen gab es eine einmalige Chance, die Arbeitsbedingungen von Pfleger*innen real zu verbessern. Stattdessen lehnt ausgerechnet Caritas die Verträge ab und beharrt auf ihrem rechtlichen Sonderweg. Wie glaubwürdig ist eine Kirche, die von Nächstenliebe und finanzieller Demut predigt und zeitgleich Prunkbauten wie in Limburg finanziert? Eine Kirche, die Kindern die Aufarbeitung von schwerstem Kindesmissbrauch in den eigenen Reihen verspricht und nicht mal das einhalten kann? Und eine Kirche, die soziale Gerech-
tigkeit predigt, aber deren kirchliche Institutionen sich genau gegen diese stellen? Die katholische Kirche muss nun beweisen, dass sie im 21. Jahrhundert angekommen ist und darf sich solche Verhaltensweisen nicht mehr leisten.”
Lars Brommann, Sprecher der Grünen Jugend Kiel, ergänzt: “Das Sonderrecht auf dem Arbeitsmarkt für kirchliche Arbeitgeber ist veraltet und muss reformiert werden. Die Option der Kirchen, Tarifverträge abzulehnen oder ggf. Streikrechte zu verweigern, beflügelt
letztendlich eine Ausbeutung der Angestellten, wie sich jetzt am Beispiel der Altenpflege zeigt. Gerade in den heutigen Zeiten wird dieses Berufsfeld immer wichtiger und eine Einigung im Tarifstreit mittelfristig unumgänglich. Hier hätte die Kirche mit viel Symbolkraft und ihren Werten entsprechend vorangehen können. Diese Rücksichtslosigkeit gegenüber den Bedürfnissen der eigenen Angestellten legt den Gedanken nah, dass das Verhältnis zwischen Staat und Kirche möglicherweise grundlegend neu ausverhandelt werden muss.”


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