Ja zur Entstigmatisierung der Menstruation, nein zu „Pinky Gloves“
Die Grüne Jugend Kiel kommentiert den Auftritt der Firma „Pinky-Gloves“ in der Sendung „Höhle der Löwen“. Am 12.04.2021 traten die Gründer der Firma „Pinky-Gloves“ zur Primetime in einer Sendung des Senders VOX auf, in der es darum geht, für Start-up Unternehmen eine Finanzierung von bereits erfolgreichen Unternehmer*innen zu erzielen.
Bei dem vorgestellten Produkt namens „Pinky-Gloves“ handelt es sich um einen pinken Einweghandschuh, der dazu dienen soll, Hygieneartikel „sauber“ zu entfernen und zu entsorgen. Dies ist in vielerlei Hinsicht problematisch und trägt zur Stigmatisierung der Menstruationsblutung bei.
Hierzu kommentiert Nelli Lücke, FINT*- und Genderpolitische Sprecherin der Grünen Jugend Kiel: „Die Menstruation ist unserer Gesellschaft immer noch ein stigmatisiertes Thema, so gut wie jede menstruierende Person erlebt Vorurteile und insbesondere Ekel gegenüber einer der natürlichsten körperlichen Funktionen. Ein solches Produkt befeuert weiterhin den Mythos der „unhygienischen, schmutzigen Blutung“ und hilft keineswegs, das Tabu um die Menstruation zu lösen. Es wird Menschen mit Menstruationsblutung suggeriert, sie müssten sich klein machen und verstecken, um bloß kein Unwohlsein, insbesondere bei Männern, auszulösen. „Pinky-Gloves“ löst kein Problem menstruierender Menschen, es unterstützt nur sexistische Stigmata.“
Die Hälfte der Bevölkerung wird von der ersten Menstruation bis zur Menopause etwa 450 Perioden erleben. Im Durchschnitt wird über 40 Jahre lang menstruiert, von 12 bis 52 Jahren. Im Laufe ihres Lebens benutzt jede menstruierende Person durchschnittlich rund 14.000 Einwegtampons und -binden. In Deutschland produzieren alle menstruierenden Menschen im Laufe ihres Lebens zusammen mehr als 20.000 Tonnen Abfall mit Wegwerfprodukten. 20.000 Tonnen entsprechen 20 Millionen Kilo Müll. Von der Menge her – und das sind nur die Menstruationsprodukte – sind das 170.000 Badewannen gefüllt mit Abfall.
Das Produkt “Pinky-Gloves” erhöht die Müllproduktion. Zusätzlich zu den bereits anfallenden Kosten für Tampons und Binden kostet das Produkt 11,96 Euro inklusive Mehrwertsteuer und Versand. Kein Vergleich mit herkömmlichen Einweghandschuhen, die denselben Zweck erfüllen könnten. Die Tatsache, dass ein solches Produkt die Plattform eines Primetime-Formates und die Finanzierung eines Investors erhält, zeigt, wie tief Vorurteile gegenüber Menstruation und weiblicher Gesundheitsvorsorge in unserer Gesellschaft verankert sind und wie viel Aufklärung es noch bedarf.
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